Diabetes verstehen: Wenn der Blutzucker den Alltag bestimmt
Diabetes gehört zu den häufigsten chronischen Erkrankungen im Alter. Dieser Artikel erklärt leicht verständlich Symptome, Diagnose, Risiken und Pflegealltag – mit einem Fokus auf Sicherheit und Entlastung für Angehörige
PFLEGEWISSEN
Diabetes verstehen: Wenn der Blutzucker den Alltag bestimmt
Rund 8,7 Millionen Menschen in Deutschland leben mit Diabetes – ein Großteil davon im höheren Alter.
Etwa jede vierte Person über 70 Jahren ist betroffen.
(Quelle: Robert Koch-Institut, 2024)
Diabetes entsteht, wenn der Körper Zucker aus dem Blut nicht mehr richtig verarbeiten kann. Unbehandelt kann das zu schweren Komplikationen führen – insbesondere bei älteren Menschen. Eine gute Pflege und regelmäßige Kontrolle helfen, Folgeerkrankungen zu vermeiden.
Behandlung: Insulin, Tabletten & Alltag – was Angehörige wissen sollten
Die konkrete Therapie legt immer die Ärztin / der Arzt fest. In der Praxis gibt es bei älteren Menschen häufig:
Insulintherapie
Insulin wird ein- oder mehrfach täglich in die oberste Hautschicht gespritzt (Subkutane Injektion), häufig mit einem Insulin-Pen
Angehörige helfen oft beim Spritzen, wenn Feinmotorik, Sehkraft oder Verständnis eingeschränkt sind
Tabletten (orale Antidiabetika)
werden regelmäßig nach ärztlicher Anordnung eingenommen
wichtig: Einnahmezeitpunkte einhalten und auf Nebenwirkungen achten (z. B. Unterzuckerung, Magen-Darm-Beschwerden)
Wichtig für Angehörige:
Medikamente niemals eigenständig ändern oder absetzen
Bei Unsicherheit (z. B. „wirkt das noch?“, „er ist so müde“) immer Rücksprache mit der Arztpraxis halten
Blutzuckerwerte (falls gemessen) notieren – das erleichtert die Einstellung
Folgen eines schlecht eingestellten Diabetes
Unbehandelt oder schlecht eingestellt kann Diabetes langfristig zu schweren Schäden führen:
Gefäße & Herz: Herzinfarkt, Schlaganfall, Durchblutungsstörungen in Beinen und Füßen
Nerven: Polyneuropathie (Kribbeln, Taubheitsgefühl, Schmerzen) – erhöht Sturz- und Dekubitusrisiko
Augen: diabetische Retinopathie – Sehverschlechterung, bis hin zur Erblindung
Nieren: Nierenschwäche bis zur Dialysepflicht
Füße: „diabetischer Fuß“, schlecht heilende Wunden, Amputationsgefahr
Gerade in der Pflege zu Hause ist es daher so wichtig, Blutzucker, Füße, Sturzgefahr und Hautzustand im Blick zu behalten.
Typische Symptome – besonders im Alter oft „unspezifisch“
Bei älteren Menschen werden typische Diabeteszeichen leicht übersehen oder fälschlich dem Alter zugeschrieben:
Häufige Warnsignale:
Starker Durst und vermehrtes Trinken
Häufiges Wasserlassen, auch nachts
Müdigkeit, Antriebslosigkeit
Verschwommenes Sehen
Ungewollter Gewichtsverlust
Wiederkehrende Infektionen (Harnwege, Haut, Pilzinfektionen)
Schlecht heilende Wunden, z. B. an den Füßen
Bei hochbetagten Menschen kann der Diabetes sich auch durch Verwirrtheit, Stürze oder plötzliche Verschlechterung des Allgemeinzustands zeigen. Deshalb sollten Angehörige bei solchen Veränderungen immer aufmerksam werden und ärztlich abklären lassen.
Wie entsteht Diabetes? – Ein Blick in die Bauchspeicheldrüse
Damit der Blutzucker im Gleichgewicht bleibt, spielt die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) eine Schlüsselrolle. Dort sitzt ein Teil, die sogenannten Langerhans-Inseln – sie produzieren das Hormon Insulin.
Nach dem Essen steigt der Blutzucker an.
Die Pankreas schüttet Insulin aus.
Insulin öffnet vereinfacht gesagt die „Türen“ der Zellen, damit Zucker aus dem Blut in die Zellen gelangt.
Bei Diabetes ist dieser Ablauf gestört:
Beim Typ 1 zerstört das Immunsystem die Insulin-Zellen – es wird kaum oder gar kein Insulin mehr produziert.
Beim Typ 2 reagieren die Körperzellen zunächst immer schlechter auf Insulin (Insulinresistenz). Die Pankreas versucht das auszugleichen, produziert zunächst mehr, später oft zu wenig Insulin – die Inselzellen „erschöpfen“ sich.
Die Folge:
Der Zucker bleibt im Blut, der Blutzuckerspiegel ist dauerhaft erhöht – das belastet Gefäße, Nerven, Herz, Augen und Nieren.
Was ist Diabetes überhaupt?
Vereinfacht gesagt:
Bei Diabetes kann der Körper den Zucker (Glukose) im Blut nicht mehr richtig verarbeiten oder speichern. Der Blutzuckerspiegel steigt an – auf Dauer schädigt das Gefäße, Nerven und Organe.
Wichtig ist die Unterscheidung zwischen den beiden Hauptformen:
Typ-1-Diabetes
meist Beginn im jüngeren Alter
das Immunsystem zerstört die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse
der Körper kann kein eigenes Insulin mehr bilden
Behandlung: lebenslange Insulintherapie
Typ-2-Diabetes
häufig im höheren Alter („Altersdiabetes“, aber heute auch jünger)
Zellen reagieren schlechter auf Insulin (Insulinresistenz)
später bildet die Bauchspeicheldrüse oft zu wenig Insulin
Behandlung: Lebensstiländerung, Tabletten (orale Antidiabetika), ggf. zusätzlich Insulin
Gerade bei älteren Menschen in der Pflege ist Typ-2-Diabetes am häufigsten.
Ursache: Insulinresistenz oder verminderte Insulinproduktion












Alltag mit Diabetes – was Angehörige konkret tun können
Viele Dinge im Alltag helfen, den Diabetes stabil zu halten und Komplikationen zu vermeiden:
1. Ernährung im Blick
regelmäßige Mahlzeiten, möglichst gleichmäßige Kohlenhydratmengen
viel Gemüse, Vollkorn, ausreichend Eiweiß
Süßes und stark zuckerhaltige Getränke reduzieren
wichtig: Bei hochbetagten, untergewichtigen Personen hat Gewichtserhalt oft Priorität – starre Diäten sind dann meist nicht sinnvoll (immer ärztlich besprechen).
2. Ausreichend Bewegung
kleine Spaziergänge
Gymnastik im Sitzen
gemeinsam aktiv bleiben (Treppen, Garten, Haushalt – im Rahmen der Möglichkeiten)
Bewegung macht die Körperzellen empfindlicher für Insulin und senkt so den Blutzucker.
3. Füße & Haut kontrollieren
täglich Füße ansehen (Druckstellen, Rötungen, Blasen, Risse, Verletzungen)
bequeme, gut sitzende Schuhe
trockene Haut regelmäßig eincremen
kleine Wunden frühzeitig versorgen lassen – lieber einmal mehr ärztlich abklären
4. Unterzuckerung und Überzuckerung erkennen
Typische Zeichen einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) können sein:
Zittern, Schwitzen, Herzrasen
Heißhunger
Verwirrtheit, ungewöhnliches Verhalten
im Extremfall Bewusstlosigkeit
Typische Zeichen eines stark erhöhten Blutzuckers:
starker Durst
häufiges Wasserlassen
Müdigkeit, Übelkeit
ggf. verstärkte Atemfrequenz, Azetongeruch
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Fazit
Diabetes ist ernst – aber gemeinsam gut zu bewältigen
Diabetes im Alter ist mehr als „nur erhöhter Blutzucker“. Die Krankheit beeinflusst Mobilität, Sturzrisiko, Wundheilung, Herz und Gehirn – und damit den gesamten Pflegealltag.
Die gute Nachricht:
Mit Verständnis für die Erkrankung, einer Therapie, die zum Alltag passt, und aufmerksamer Unterstützung durch Angehörige kann viel Lebensqualität erhalten werden.
Du musst nicht alles alleine wissen – aber du kannst Schritt für Schritt lernen, worauf es ankommt. Genau dafür ist Pflegekompass da: damit du im Pflegealltag den Überblick behältst und weißt, welche Unterstützung dir zusteht.






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