Sturzprävention – Wenn das Gleichgewicht zur Gefahr wird
Viele Stürze im Alter sind vermeidbar. Erfahren Sie, wie Sturzprävention im Pflegealltag funktioniert, welche Ursachen es gibt und welche Leistungen Angehörigen zustehen.
PFLEGEWISSEN
Sturzprävention – Wenn das Gleichgewicht zur Gefahr wird
Einleitung
Etwa ein Drittel aller Menschen ab 65 Jahren stürzt mindestens einmal jährlich. Bei über 80-Jährigen liegt die Rate sogar bei bis zu 50 %.
Ein Sturz bedeutet weit mehr als nur ein Ausrutschen – die Folgen reichen von Knochenbrüchen bis zum Verlust der Selbstständigkeit. Besonders häufig betroffen: der Oberschenkelhalsbruch. Über 90 % dieser Brüche entstehen durch Stürze.
Nach einem solchen Ereignis sinkt die Mobilität deutlich, und viele Betroffene können nicht mehr in ihrem gewohnten Zuhause bleiben. Deshalb ist Sturzprävention ein zentraler Bestandteil professioneller und häuslicher Pflege.
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Fazit
Stürze sind keine unvermeidbare Alterserscheinung – sie sind vermeidbar. Mit Bewegung, einer sicheren Wohnumgebung und der richtigen Unterstützung lässt sich das Risiko deutlich senken.
Unterstützung und Leistungen
Pflegekassen fördern viele Präventionsmaßnahmen finanziell. Angehörige können folgende Leistungen in Anspruch nehmen:
Pflegehilfsmittelpauschale (§ 40 SGB XI): monatlich bis zu 40 € für Hilfsmittel wie rutschfeste Matten, Greifhilfen oder Desinfektionsmittel.
Wohnumfeldverbessernde Maßnahmen (§ 40 Abs. 4 SGB XI): einmalig bis zu 4.000 € pro pflegebedürftiger Person, z. B. für Haltegriffe, Rampen oder Sturzsensoren.
Beratungseinsatz (§ 37 Abs. 3 SGB XI): kostenlose Pflegeberatung zur Sturzprävention und Hilfsmittelnutzung.
Kurzzeit- oder Verhinderungspflege (§ 42, 39 SGB XI): falls nach einem Sturz kurzfristig Pflege organisiert werden muss.
Tipp: Eine Pflegeberatung hilft bei der Antragstellung und kann prüfen, welche Kombination an Leistungen möglich ist.
Pflege und Prävention – Vorbeugen ist besser als heilen
Mit gezielten Maßnahmen kann das Risiko deutlich reduziert werden:
Bewegung & Training: Regelmäßige Kraft- und Gleichgewichtsübungen senken das Risiko laut Studien um bis zu 27 %.
Wohnraumanpassung: Gute Beleuchtung, Haltegriffe im Bad, rutschfeste Matten und Teppichstopper.
Hilfsmittel: Rollatoren, Gehstöcke, rutschfeste Schuhe, Hüftprotektoren.
Medikamente prüfen: Hausärztliche Kontrolle auf Nebenwirkungen wie Schwindel.
Technik nutzen: Sturzerkennungssysteme, Bewegungsmelder oder Smart-Home-Lösungen erhöhen die Sicherheit.
Folgen im Pflegealltag
Ein Sturz kann schwerwiegende Folgen haben:
Nur 40–60 % der Betroffenen mit Hüftfraktur erreichen ihre vorherige Mobilität wieder.
Rund 10–20 % werden danach dauerhaft in Pflegeeinrichtungen aufgenommen.
Innerhalb von 6 Monaten nach einer Hüftfraktur versterben 57,8 % der Männer und 32,9 % der Frauen in Pflegeeinrichtungen.
Darüber hinaus entwickeln viele Betroffene Sturzangst, was zu Bewegungsvermeidung führt – mit weiteren Risiken wie Muskelabbau, Immobilität und Dekubitusbildung.
Ursachen und Risikofaktoren
Die wichtigsten Ursachen für Stürze im Alter:
Körperliche Faktoren: Muskelschwäche, Schwindel, Seh- oder Gleichgewichtsstörungen
Medikamente: Beruhigungs-, Schlaf- und Blutdruckmittel erhöhen das Risiko
Umgebung: Schlechte Beleuchtung, Teppichkanten, Kabel, glatte Böden
Psychische Faktoren: Angst vor dem Sturz, Stress, Demenz oder Depression
Menschen mit Pflegebedarf haben ein zehnfach höheres Risiko für Hüftfrakturen als Gleichaltrige ohne Pflegebedarf.
Was ist ein Sturz?
Ein Sturz bedeutet eine unkontrollierte Bewegung zu Boden oder auf eine tiefere Ebene. Damit verbunden sind größere Risiken als viele vermuten — nicht nur wegen des Aufpralls. Viel entscheidender ist, welche Folgen daraus entstehen: Bewegungs- und Funktionsverlust, Angst und Rückzug. Gerade ältere Menschen, deren Muskulatur, Gleichgewicht und Reflexe nachlassen, sind gefährdet.




















Quellen
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG): https://www.dggeriatrie.de
Springer Medizin: https://link.springer.com/article/10.1007/s00391-018-1382-z
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Sturzpr%C3%A4vention
Bundesministerium für Gesundheit: https://www.bundesgesundheitsministerium.de
MDPI – International Journal of Environmental Research and Public Health: https://www.mdpi.com/1660-4601/15/2/289




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