Digitalisierung in der Pflege: Wie Technik Angehörige entlastet

„Digitalisierung in der Pflege ist keine Vision – sie ist eine notwendige Evolution.“ Iwona Dullinger, 2022

PFLEGE IM WANDEL

10/21/2025

Serie: Pflege im Wandel – Teil 4 von 4
Digitalisierung in der Pflege

Zukunft trifft Fürsorge

Die Pflege steht vor einem Wendepunkt.
Der demografische Wandel, der Fachkräftemangel und steigende Kosten setzen das System unter Druck – und die Digitalisierung wird als Schlüssel zur Entlastung gesehen.
Doch wo steht Deutschland wirklich?
Zwischen politischem Anspruch und pflegerischer Wirklichkeit klafft eine Lücke: Während viele Länder digital längst weiter sind, steckt die Pflege hierzulande noch im Umbruch.

Smart Home und digitale Helfer: Erste Schritte in den Alltag

In der häuslichen Pflege kommen zunehmend digitale Hilfsmittel zum Einsatz.
Bewegungssensoren, Lichtsteuerungen oder Hausnotrufsysteme erhöhen die Sicherheit und erleichtern Angehörigen den Alltag.

Beispiele für nützliche Anwendungen:

  • Sturzsensoren: melden automatisch Notfälle.

  • Licht- und Bewegungssysteme: reduzieren Sturzrisiken.

  • Digitale Medikamentenerinnerung: unterstützt die Therapietreue.

Eine Umfrage des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG, 2024) zeigt, dass rund 63 % der befragten Angehörigen digitale Hilfsmittel als spürbare Entlastung empfinden.
Trotzdem bleibt der Zugang zu solchen Lösungen noch begrenzt – vor allem aufgrund technischer Hürden und Kostenfragen.

Digitalisierung – viel Potenzial, wenig Realität (noch)

Die Pflegebranche gilt als einer der am wenigsten digitalisierten Bereiche Deutschlands.
Zwar fördern Bund und Länder Pilotprojekte, doch eine flächendeckende Integration digitaler Lösungen steht noch aus.

Pflege-Apps, Online-Plattformen oder elektronische Dokumentationssysteme werden aktuell nur punktuell genutzt.
Das hat mehrere Gründe:

  • Fehlende digitale Infrastruktur in Pflegeeinrichtungen

  • Unklare Zuständigkeiten und Datenschutzfragen

  • Geringe digitale Kompetenz vieler Anwender

  • Skepsis gegenüber technischen Lösungen im persönlichen Umfeld

Aktuelle Studien zeigen: Nur etwa 15–20 % der Pflegekräfte und Angehörigen nutzen regelmäßig digitale Tools im Alltag.

Doch Expertinnen und Experten erwarten in den kommenden Jahren einen sprunghaften Anstieg, insbesondere durch die Integration von Smart-Home-Systemen, Telemedizin und KI-gestützter Pflegeplanung.

Im Fachbuch „Pflege digital: Potenziale und Herausforderungen“ (Iwona Dullinger, 2022) heißt es dazu treffend:

„Digitalisierung in der Pflege ist keine Vision – sie ist eine notwendige Evolution.“

Förderungen für digitale Pflegehilfsmittel

Noch wenig bekannt ist, dass Pflegekassen digitale Hilfsmittel bezuschussen.
Nach § 40 Abs. 5 SGB XI können monatlich bis zu 40 € für technische Pflegehilfen erstattet werden – darunter:

  • Notrufsysteme

  • Sensorgestützte Licht- und Bewegungssysteme

  • Pflege- und Organisations-Apps

  • Kommunikationshilfen für pflegebedürftige Personen

Tipp: Auf den Webseiten der Pflegekassen finden sich Listen förderfähiger Produkte – häufig mit direktem Online-Antrag.

Digitalisierung braucht Zeit – und Menschlichkeit

Digitalisierung ist kein Ersatz für Zuwendung, sondern ein Werkzeug, um sie zu ermöglichen.
Noch steht Deutschland am Anfang dieser Entwicklung – die Studienlage ist dünn, der Fortschritt schleppend.
Aber die Richtung ist klar:
Digitale Pflege wird kommen, weil sie kommen muss – aus Notwendigkeit, nicht aus Luxus.

Technik soll dabei den Menschen nicht verdrängen, sondern unterstützen.
Pflege wird menschlich bleiben – aber mit digitaler Hilfe effizienter, sicherer und würdevoller.

Dieser Artikel ist Teil unserer Blogreihe „Pflege im Wandel“.
Lesen Sie auch:

Teil 1: Deutschland wird älter - und das spüren wir alle

Teil 2: Pflege in Zahlen - Ein Blick hinter die Statistik

Teil 3: Pflege zu Hause - Eine Aufgabe voller Liebe und Verantwortung

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